Was man Gründern vor dem Investment selten sagt – aber danach immer klar wird

In der Frühphase einer Beteiligung steht vieles im Zeichen von Wachstum, Vision und gegenseitiger Überzeugung. Gründer pitchen ihre Ideen, Investoren prüfen Zahlen, Strukturen und Potenziale. Alles läuft nach Plan – zumindest bis zum Closing. Was dann folgt, ist der echte Beginn der Zusammenarbeit. Und in genau diesem Moment treten oft jene Themen zutage, über die im Vorfeld selten offen gesprochen wurde.

Arti Qelaj hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche Gründer begleitet – in erfolgreichen wie in herausfordernden Phasen. Eine der zentralen Erkenntnisse: Ein Investment verändert nicht nur die Kapitalausstattung eines Unternehmens, sondern auch seine innere Dynamik. Strukturen, die zuvor informell funktioniert haben, müssen überprüft werden. Entscheidungen, die aus dem Bauch getroffen wurden, brauchen plötzlich ein Fundament. Und das Management steht nicht mehr nur sich selbst gegenüber in der Verantwortung, sondern auch einem Kapitalpartner.

Was in der Beteiligungsphase oft unterschätzt wird, ist der Druck, der mit dem Einstieg eines professionellen Investors einhergeht. Nicht weil dieser aktiv eingreift – sondern weil er Präsenz zeigt. Für viele Gründer ist das ungewohnt: Eine neue Form von Erwartung, die nicht laut ist, aber spürbar. Sie betrifft Zahlen ebenso wie Kommunikation, Führungsverhalten oder strategische Klarheit.

Arti Qelaj spricht in diesem Zusammenhang von einem „inneren Schwenk“: Die Rolle des Gründers verändert sich. Vom Initiator zum strukturierten Entscheider, vom Produktverliebten zum Führungskopf mit Weitblick. Diese Veränderung ist kein Mangel – sie ist Wachstum. Aber sie ist auch fordernd. Und sie gelingt nur dann, wenn beide Seiten – Investor und Unternehmer – sich ehrlich über diese Phase austauschen.

Dazu gehört auch, dass nicht jeder Impuls sofort umgesetzt werden muss. Ein erfahrener Investor weiss, wann Zurückhaltung angebracht ist – und wann Klartext gefragt ist. Diese Balance ist entscheidend für eine tragfähige Beziehung. Denn am Ende zählt nicht nur, wie gut das Modell auf dem Papier ist – sondern wie gut die Menschen miteinander arbeiten.

Ein starkes Beteiligungsverhältnis lebt davon, dass Erwartungen ausgesprochen, Rollen geklärt und Entwicklungen begleitet werden. Und genau das geschieht oft nicht vor dem Investment, sondern erst im gemeinsamen Alltag danach. Wer dann zuhört, statt zu belehren, kann nicht nur Kapital geben – sondern echten Wert.