Schweiz vs. EU: Wo finden Start-ups heute das bessere VC-Umfeld?

Die Start-up-Szene in Europa wächst rasant – mit Hotspots wie Berlin, Paris, Amsterdam oder Stockholm. Gleichzeitig bleibt die Schweiz ein besonderer Standort: klein, neutral, stabil – und wirtschaftlich hochattraktiv. Für Investoren stellt sich damit eine zentrale Frage: Wo liegt aktuell das bessere Umfeld für Venture Capital – in der Schweiz oder im EU-Raum?

Die Schweiz: Qualität vor Quantität

Die Schweiz punktet mit einem exzellenten Mix aus Innovationskraft, Forschung, Kapitalverfügbarkeit und politischer Stabilität. Hochschulen wie die ETH Zürich oder EPFL Lausanne liefern nicht nur regelmässig Spin-offs mit Substanz, sondern schaffen auch enge Brücken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Der Zugang zu hochqualifizierten Fachkräften ist aussergewöhnlich gut.

Hinzu kommt: Die Schweizer Start-up-Szene ist klein, aber selektiv. Wer hier gründet, tut das selten auf „Schnell-Skalieren-und-Flippen“, sondern verfolgt meist langfristige Ziele mit technologischem Tiefgang – etwa in Medtech, Fintech oder Cleantech. Genau dieser Fokus auf Substanz macht die Schweiz zu einem attraktiven Ort für Investoren mit Qualitätsanspruch.

Die EU: Breite, Dynamik – und Fragmentierung

Der EU-Raum bietet eine deutlich grössere Start-up-Dichte und mehr Förderinitiativen. In Metropolen wie Berlin, Paris oder Barcelona entstehen täglich neue Projekte – nicht selten mit starkem Fokus auf Konsumenten-Apps, Marktplätze oder E-Commerce.

Für Venture Capital-Investoren bietet das schiere Volumen mehr Auswahl und höhere Liquidität. Gleichzeitig bringt die EU Herausforderungen mit sich: regulatorische Komplexität, unterschiedliche Steuersysteme, kulturelle Unterschiede – und eine gewisse Abhängigkeit von öffentlichen Förderstrukturen.

Zudem fehlt vielen Märkten in der EU die langfristige Finanzierungsperspektive. Anschlussfinanzierungen jenseits der Series A bleiben für viele Gründer schwierig. Der „Funding Gap“ ist bekannt – und trotz wachsender VC-Aktivität nicht überall geschlossen.

Was Investoren beachten sollten

Die Wahl zwischen Schweiz und EU ist keine Entweder-oder-Entscheidung, sondern eine Frage des Profils: Wer breiten Zugang zu vielen Projekten sucht und auf schnelle Skalierung hofft, wird in der EU fündig. Wer hingegen Wert auf strukturelle Qualität, Schutz geistigen Eigentums und unternehmerische Ernsthaftigkeit legt, findet in der Schweiz oft bessere Bedingungen – wenn auch bei geringerer Deal-Frequenz.

Zudem bieten Schweizer Start-ups häufig attraktivere Einstiegsmöglichkeiten für Direktinvestoren: weniger überhitzt, dafür strategisch fokussiert, mit solider Exit-Perspektive. Gerade für Investoren mit langfristigem Horizont ein Argument.

Fazit: Stärken erkennen, gezielt investieren

Sowohl Schweiz als auch EU bieten spannende Möglichkeiten – aber mit unterschiedlichen Spielregeln. Die Schweiz überzeugt durch Stabilität, Substanz und Nähe zu Kapital. Die EU durch Vielfalt, Tempo und Zugang zu grossen Märkten. Wer versteht, wie beide Ökosysteme ticken, kann gezielt dort investieren, wo das eigene Profil den grössten Mehrwert bringt.