Der europäische Private-Equity-Markt hatte, wie zahlreiche andere Bereiche der Wirtschaft und des Kapitalmarktes, nicht den besten Start ins Jahr. Doch obwohl die Geschäfte auch im zweiten Quartal eher gedämpft verliefen, gab es in der zweiten Hälfte des ersten Halbjahres erste Anzeichen für eine Erholung. Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich stellt die PitchBook-Analyse «European PE Breakdown» vor, die Anlass für Optimismus liefert.
Rückgänge beim Transaktionsvolumen verlangsamen sich
Dabei ist die Ausgangslage zunächst einmal eher verhalten: Nicht nur ist das Transaktionsvolumen im 2. Quartal 2023 weiter gesunken, die Rückgänge fielen im Vergleich zum Vorjahr sogar besonders ausgeprägt aus, da die Transaktionswerte im zweiten Quartal 2022 ihren Höhepunkt erreicht hatten. Mit einem Gesamtwert von 144,5 Mrd. Euro schrumpfte das Volumen im Vergleich zum ersten Quartal 2023 zwar lediglich um 3,4 Prozent, erlebte gegenüber dem zweiten Quartal 2022 aber ein Minus von 45,5 Prozent. Trotz der anhaltend schwierigeren makroökonomischen Bedingungen und der höheren Finanzierungskosten sehen die PitchBook-Analysten jedoch schon hier einen Hoffnungsschimmer, denn nicht nur haben sich die Rückgänge verlangsamt, der Rest des Jahres könnte für Private Equity aufgrund der gesunkenen Bewertungen auch besser als für andere Privatmarkt-Segmente laufen.
Fundraising schickt sich an, das Vorjahr zu übertreffen
Wie Artan Qelaj hervorhebt, bieten vor allem die Zahlen zu den Fundraising-Aktivitäten in Europa weiteren Grund für Zuversicht. Denn angetrieben von immer grösser werdenden Megafonds erreichte das im ersten Halbjahr 2023 von europäischen Private-Equity-Fonds eingesammelte Kapital eine Summe von 49,0 Mrd. Euro. Damit steht die Mittelbeschaffung kurz davor, das Vorjahresniveau von 68,2 Mrd. Euro für das Gesamtjahr zu übertreffen.
Exit-Wert um fast ein Drittel gestiegen
Auch was die Exits angeht, hat die europäische Private-Equity-Branche gegenüber dem Vorquartal einen echten Aufschwung erlebt. Nach drei Quartalen, in denen der Ausstiegswert stagnierte, stieg er im zweiten Quartal 2023 auf 68,0 Mrd. Euro. Zwar liegt der Wert der europäischen PE-Exits damit noch immer um 31,6 Prozent unter den hohen Werten des Jahres 2021 und des ersten Halbjahres 2022, gegenüber dem Vorquartal bedeutete das jedoch einen beträchtlichen Anstieg von 28,8 Prozent.
Die guten Quartalszahlen wurden in erster Linie durch eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Mega-Exits im Wert von mehr als 2,5 Mrd. Euro angekurbelt. Diese haben sich gegenüber dem Vorquartal mehr als verdoppelt.
Alles in allem schliesst sich der Zürcher Finanzunternehmer Artan Qelaj der optimistischen Einschätzung der PitchBook-Analysten an. Vor dem Hintergrund der aktuellen Zahlen vor allem zu den Exits und zur Mittelbeschaffung scheint die europäische Private-Equity-Branche auf dem besten Weg, das vorübergehende Tief hinter sich zu lassen.