Europäischer Venture-Capital-Markt: Trends und Herausforderungen

Der jüngste European Venture Report von PitchBook verzeichnet eine deutliche Abkühlung im europäischen Venture-Capital (VC)-Fundraising und in den Spätphasen-Investitionen, obwohl spezifische Bereiche wie CleanTech und Künstliche Intelligenz (KI), sowie bestimmte Regionen wie Frankreich und die Benelux-Staaten, weiterhin stark beteiligt sind. Der Bericht für das dritte Quartal offenbart einen signifikanten Rückgang im Gesamtwert der VC-Deals im Vergleich zum Vorjahr, mit einer Verringerung um fast 50 Prozent. Dennoch bleibt die Hoffnung auf einen langfristigen Aufwärtstrend bestehen, unterstützt durch einen leichten Quartalszuwachs im Transaktionsvolumen.

Der Gesamtwert der VC-Deals in Europa erreichte im Jahr 2022 beeindruckende 109 Milliarden Euro, doch die Prognosen für das laufende Jahr lassen einen deutlichen Rückstand erwarten. Trotz dieser rückläufigen Tendenz identifiziert der Bericht einen potenziellen Aufwärtstrend, der durch eine sukzessive Steigerung der Deal-Werte von Quartal zu Quartal angezeigt wird, zuletzt mit einem Anstieg von 5,9 Prozent von Q2 auf Q3. Diese Entwicklung weist auf eine mögliche Erholung hin, trotz der gegenwärtig unklaren makroökonomischen Aussichten am VC-Markt.

Die Analyse der Exit-Aktivitäten zeigt einen deutlichen Rückgang, insbesondere bei Börsengängen, während Buyouts die Mehrheit der Exit-Aktivitäten ausmachten. Besonders widerstandsfähig zeigte sich die IT-Hardware-Branche, während der Energie-Sektor die grössten Rückgänge verzeichnete. Beachtenswert ist, dass die zehn grössten Exits im dritten Quartal 2023 in der Softwareindustrie stattfanden, was die Bedeutung dieser Branche unterstreicht. Auf regionaler Ebene dominieren Grossbritannien und Irland mit einem erheblichen Anteil am Gesamtmarkt, während Frankreich und die Benelux-Staaten ebenfalls wichtige Akteure darstellen.

Der signifikanteste Deal des Quartals war ein CleanTech-Investment in das französische Unternehmen Verkor, einen Produzenten für kohlenstoffarme Batterien, mit einem Investment von 2,1 Milliarden Euro. Dieses Beispiel unterstreicht das wachsende Interesse an nachhaltigen Technologien und die Bereitschaft, in grossem Umfang zu investieren. Spätphasen-Investitionen sind zwar im Vergleich zu Frühphasen-Investitionen zurückgegangen, doch der Bereich der Frühphasen-Aktivitäten zeigt im Jahresvergleich ein Wachstum.

CleanTech und KI erweisen sich als besonders widerstandsfähige Sektoren, nicht zuletzt dank günstiger Regulierungen auf europäischer Ebene, die diese Bereiche als strukturelle Wachstumstreiber identifizieren. Im Gegensatz dazu verzeichnen SaaS, FinTech und KI-Bereiche einen stärkeren Rückgang im Transaktionswert, was die sektorspezifischen Herausforderungen und die Bedeutung gezielter Unterstützung verdeutlicht.

Bezüglich des Fundraisings bleibt das Gesamtniveau hinter dem des Vorjahres zurück, mit einem gesammelten Kapital von lediglich 13,9 Milliarden Euro bis zum dritten Quartal 2023, im Vergleich zu 27,6 Milliarden Euro im gesamten Vorjahr. Die Abwesenheit von Megafonds im Bereich des Fundraisings wird als ein Hauptgrund für diesen Rückwärtstrend angeführt. Unter den grössten Fonds des Jahres befinden sich der NATO Innovation Fund und Highland Europe Technology Growth V, beide mit einer Kapitalausstattung von jeweils einer Milliarde Euro.

Der European Venture Report legt nahe, dass trotz der aktuellen Herausforderungen und des Rückgangs in bestimmten Bereichen, spezifische Sektoren und Regionen weiterhin Wachstum und Resilienz zeigen. Die langfristige Perspektive bleibt vorsichtig optimistisch, mit der Erwartung, dass sich der Markt an die veränderten makroökonomischen Bedingungen anpassen und möglicherweise in den kommenden Quartalen erholen wird.